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Schicht-Arbeit: Archäologen auf dem Campingplatz


Foto: Bundesarchiv/Wikimedia – CreativeCommons Lizenz

Camper, jetzt mal ganz ehrlich: Wer von euch hat nicht schon mal heimlich eine Kippe ins Gras gedrückt? Oder einen Joghurtbecherdeckel übersehen, der irgendwo vor sich hin gammelte? Oder nachts den Kronkorken von der letzten Flasche Bier ins Gebüsch geschnippt, weil der Mülleimer woanders stand und das Aufstehen gerade so schwer fiel?

Nee, sowas macht ihr nicht? Schon klar, ihr Camper sind saubere Leute – ihr hinterlasst nach dem Urlaub nichts als eure Fußspuren, Ehrensache. Trotzdem solltet ihr euch vorsehen. Denn nicht der Platzwart ist hinter euch her, sondern die Archäologen.


Die warten heutzutage nämlich nicht mehr ein paar hundert Jahre oder länger, bis sie mit Schaufeln und Pinseln anrücken. Im Forest of Dean in Gloucestershire, Großbritannien, haben sie jetzt schlappe 30 Jahre gebraucht, ehe sie sich einen Campingplatz vornahmen: Dort führt die Oxforder Archäologin Lisa Hill mit 15 Studenten eine systematische Grabung durch. Die Doktorandin interessiert sich für das 20. Jahrhundert. Sie versucht herauszufinden, wie das Stück Land – es war ein Campingplatz bis 1996 – im Lauf der Zeit genutzt wurde. Mehr darüber
hier und bei der Londoner Times.


Was die Archäologin Lisa Hill hier betreibt, nennt sich „New Archeology“ – und wie man bei
spiegel.de nachlesen kann, nehmen diese Neuen Archäologen auch schon mal ein vor 15 oder 20 Jahren gebautes Auto auseinander.

Und, waren die englischen Camper der 1970er Jahre nun Saubermänner oder Saubären? Gefunden haben Lisa Hill und ihr Team: Heringe für Zelte aus Holz und Metall, Schlüssel und Münzen. Aber keine Abfälle, nicht einmal Verschlüsse für Coladosen. "Die Camper waren sehr sauber und haben ihren Müll mitgenommen", bilanziert Lisa Hill.

Na also. Vielleicht war ja auch der Platzwart nochmal durch gegangen.

Ausgegraben hat die Geschichte Angelika.  Danke!

Ein Kommentar zu “Schicht-Arbeit: Archäologen auf dem Campingplatz

  1. Andersreisender

    Nach dem Lesen dieses Artikels bin ich grade mal am Grübeln: Was könnte man von mir von meinen Aufenthalten auf italienischen Campingplätzen wieder finden? Sagen wir vor knapp 30 Jahren war ich mit meinen Eltern als Baby/Kleinkind zum ersten Mal am Meer. Also ich denke, was so ein kleiner „Hosenscheisser“ hinterlässt, ist vom besten Archäologen nicht mehr zu finden 😉

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