Tourististan

Wenn Häuser Kopfstand machen

 

Der Maler Georg Baselitz – ist schon ein paar Jährchen her – kam einmal auf eine Wahnsinnsidee: Er stellte alle seine Bilder auf den Kopf. Hängte sie einfach kopfüber auf. Die Kunstwelt war entzückt, Superkunst das, und der Mann wurde weltberühmt sowie, vermute ich jetzt mal, stinkreich.

Moment, sagten Klaudiusz Gołos & Sebastian Mikiciuk, können wir auch:

Das Gebilde steht in Trassenheide, Insel Usedom, Ostsee. Konkurriert besuchergunstmäßig dort mit einem Schmetterlingsgarten und einem Kinderland. 

Die zwei Bauherren, Polen, die eine Menge Geld ins darbende Meckpomm bringen, wollen hier, klar doch, ein Urlaubserlebnis der besonderen Art bieten. Das Hamburger Abendblatt war sofort hingerissen: Es würden alle Gegenstände verkehrt herum angebracht, "um eine besondere Sicht auf Alltagsdinge zu ermöglichen. Gäste sollen auf der Zimmerdecke durchs Haus laufen können." Hui. Besondere Sicht. Und usedom.de ging gleich ganz in die Knie angesichts des architektonischen Wunderwerks.

Man kann davon ausgehen, dass dies das Urlaubmachen auf Usedom glatt auf den Kopf stellen wird. Aber wo wir schon mal dabei sind: Das Weltstehtkopfhaus ist zwar einmalig konsequent – auch die Klobürste ragt nach unten –, doch ein bisschen Googlen bringt an den Tag: Dieses Haus steht nicht allein so herum. Überall auf der Welt strecken Gebäude ihre Fundamente zum Himmel. In Kalifornien, Florida, auf Mallorca, in Russland, in Polen, Japan.

Es ist eine Welle. Vielleicht hat es was mit dem Zustand der Welt überhaupt zu tun. Wenn schon keiner mehr sein Haus bezahlen kann und sich Milliarden und Abermilliarden in finanziellen Giftmüll verwandeln – da kann man die Buden doch gleich auf den Kopf stellen. Und am Sonntag fahren wir hin und schauen uns das gemütlich an.

 

 

 

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