ZEIT ONLINE hat diese Woche eine schöne Hotelkritik über das neue Town Hall Hotel („Every Building Tells A Story“) im Londoner East End. Man liest und staunt, wie ahnungslos und unbedarft manche Investoren ihre Millionen zum Fenster eines alten heruntergekommenen Kastens reinwerfen.
Rund 20 Millionen Pfund soll der Hotelier Loh Lik Peng aus Hongkong in den klassizistischen Bau gesteckt haben, der früher mal ein Bezirks-Rathaus war. Offenbar nach der Devise: Je mehr Geld ich verbaue, desto eher kann ich auch auf Sachverstand verzichten:
Für die Gestaltung der Räume beschäftigte er Architekten, die keine Erfahrung im Hotelbereich hatten und es auch nicht störend finden, wenn der Blick vom Bett aus ungehindert auf die Toilette geht.
Schatz, dreh dich zur Wand und halt dir die Nase zu, ich muss mal groß.
Wo soviel Geld im Spiel, dazu die in der Hotellerie grassierende Kombination aus Designverliebtheit und Ignoranz dem Gast gegenüber, darf die mitten ins Schlafzimmer gepflanzte Nasszelle nicht fehlen:
Nicht hinwegsehen kann man über den Glaskasten im Zimmer, in dem das Duschbad und die Toilette untergebracht sind und in dem man sich ganz und gar schutzlos fühlt. Wer hier duscht, setzt zugleich das halbe Bad unter Wasser, da die Tür der Kabine nicht richtig schließt. Und wer anschließend die Zähne putzen möchte, muss zurück ins Zimmer, denn für das Waschbecken war im Glasbad leider kein Platz mehr.
Executive Studio. Foto: Town Hall Hotel
Warum erfindet nicht mal jemand einen Hotelpreis für die bescheuertste Designidee, die überflüssigste Technik, den sinnlosesten Gaga-Trend? Neben den Badewannen, die irgendwann direkt vor oder neben Hotelbetten gepflanzt wurden, sind heiße Kandidaten: Lichtsysteme für die man ein Ingenieurdiplom braucht statt guter, einfacher Schalter; die Wiederkehr des Spucknapfs, jetzt als Waschbecken getarnt; oder diese Wackelpaletten, auf denen man angeblich seinen Koffer ablegen kann, allerdings nicht, ohne sie in die Mitte des Raumes zu rücken.
Weitere Vorschläge herzlich willkommen.
Viel Geld bedeutet bekanntlich nicht auch viel Geschmack. Peinlich sowas…