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Costa Brava: Wir sind die wahren Bahamas

Ein Strand ist ein Strand ist ein Strand. Und es gibt Photoshop. Das weiß man auch an an der Costa Brava.  Und man nimmt es dort ernst: Im letzten Herbst galt es, den 100. Geburtstag der „Marke“ Costa Brava zu feiern. 1908 hatte ein Journalist den Begriff zum ersten Mal in einer Zeitung verwendet.
Sehr schön, so ein Jubiläum. Da kann man werbemäßig extrastark auf die Pauke hauen. Zum Beispiel mit einem Klasse-Foto:
 

Weißer Sand. Rein und jungfräulich. Kristallklares, türkisfarbenes Wasser. Spuren im Sand und eine braungebrannte Blondine.

Nun ist zwar jede Werbung ein bisschen Lüge, diese war aber richtig dreist: Das Bild stammt nicht von der Costa Brava, es wurde auf den Bahamas inszeniert. Als das herauskam, überschlugen sich die spanischen Medien natürlich vor Spott, Kritik, Häme. Señora Dolors Batallé, die Chefin des Patronat de Turisme, das den Klops gebaut hat, bezog Prügel. Wie kann man nur so unverfroren lügen!

Die Touristik-Chefin wusste sich aber zu wehren. Wir machen hier keinen Fotojournalismus, erwiderte sie (sinngemäß). Wir bilden nicht die oberflächliche Realität ab. Wir suchen "das Konzept". Sozusagen den costabravanischen Idealgesamtstrand. Und den gab es auf einheimischen Fotos nicht in "akzeptabler Qualität".

Weil auf dem Originalfoto – billig von einem Stockfotodienst eingekauft – der Strand karibisch gelb war, bleichte man ihn am Computer etwas nach. Den richtigen Costa-Brava-Ton wollte man dann schon exakt treffen.

Also Prügel für Sra Batallé. Nur einer merkte, dass die Tourismuswerber eigentlich nur Konsequenz bewiesen haben. Auf abc.es schrieb der Kolumnist Xavier Pericay: Endlich sagt und zeigt mal jemand die Wahrheit! Denn wie kann man etwas vermarkten, das es gar nicht mehr gibt? Man kann nur seine Inexistenz dokumentieren. Die Costa Brava ist doch längst unter Beton begraben. Seine Strände sind von Abfällen und zu vielen Menschen verpestet. Das Wasser schwappt wie ein sonnenöliger Teppich ans Ufer.

Dieser Wirklichkeit hat die Tourismuschefin tapfer den Spiegel vorgehalten.

Nachtrag: Die Buchungen für den Sommer sind an der Costa Brava rund 40 Prozent im Minus. Diese verdammte Weltfinanzkrise!

 <via>

 

 

Ein Kommentar zu “Costa Brava: Wir sind die wahren Bahamas

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